England Teil II
19.07.2010
Jetzt sind wir übrigens wieder in England. Wir haben Schottland im Nordosten verlassen, wo England am Weitesten gen Norden vorstößt. Die Küste in Nordhumperland ist wirklich sehr schön und das Meer war ausgesprochen ruhig. Ein kleines Highlight ist der Besuch des Holy Island. Hier kommt man tatsächlich nur bei Ebbe auf der Straße hinüber. Also sollte man sich genau an die Tide-Zeiten halten, ansonsten ist man auf der Insel gefangen. Auf dem Campingplatz hatten wir schon die Hochsaison festgestellt, aber nun sind wir auf der Insel in die Realität der Tourismusmassen richtig eingetaucht. Wie schön war es da im Mai in Südengland.
Bilder Holy Island
Weiter ging es dann an der Küste und wir kamen am Bamburgh Castle vorbei. Es sieht in der Dünenlandschaft doch recht gewaltig aus. Dieses Castle ist noch im Privatbesitz der Familie Armstrong und kann besichtigt werden. Da es mit einem Stellplatz aufgrund der Allerorts aufgestellten „No overnight parking“ Schilder schlecht aussah, sind wir weiter Richtung „Cragside Estate“, was wir noch besichtigen wollen.
20.07.2010
Die Nacht hatten wir auf dem Parkplatz vom Craigside Estate verbracht und wurden an diesem Morgen das erste Mal mit Klopfen an die Womo-Tür geweckt und gebeten wegzufahren, da es sich um Privatbesitz handelt. Obwohl der Park keine Schranke am Beginn des Parkplatzes hatte, war es also nicht erwünscht zu übernachten. Wir sind in das nächste Örtchen gefahren und haben uns eben erst einmal mit frischen „Rolls“ (Brötchen) vom Bäcker belohnt. Dann sind wir zur Besichtigung wieder nach Craigside zurück, da nun ja alles offiziell geöffnet war. Auch dieses Haus gehört der Familie Armstrong, man erinnert sich das erst vor kurzem gesehene Bamburgh Castle ist ebenfalls in deren Besitz. Zu Geld war die Familie durch umfangreiche Waffengeschäfte gekommen. Das Haus ist übrigens das Erste auf der Welt, welches durch die Wasserkraft erzeugter Energie beleuchtet wurde. Ganz fantastisch war der riesige Marmorkamin im Salon des Hauses, der durch den Lichteinfall von oben so richtig zur Geltung kam.
Bilder Craigside Estate
21.07.2010
Kurzfristig hatten wir uns entschieden noch York zu besuchen. York wird immer wieder als eine der attraktivsten Städte von England bezeichnet. Die engen kopfsteingepflasterten Gassen sind auch herrlich anzusehen. Im Stadtcentrum befindet sich Treasurer´s House. Das elegante Haus gehörte ehemals dem Schatzmeister des Münsters. Ein Industrieller hat 1895 dann das halb zerfallen Objekt wieder restauriert und erweitert. Es wurde aber alles im Wesentlichen im Original belassen bzw. angepasst. York Minster war dann noch eine der beachtenswertesten Sehenswürdigkeiten. Es ist die größte gotische Kirche von England und der Sitz des zweitwichtigsten Erzbischofs der anglikanischen Kirche. Erstmals wurde das Gotteshaus zu Dreharbeiten 1998 geöffnet für den Historienfilm „Elisabeth“, welcher das Leben der Elisabeth der I. aufarbeitet. Die Stadt war auf jeden Fall sehenswert.
Bilder York Minster
Dann hatten wir am Abend auf einem Platz vom Caravan Club halt gemacht, der den Begriff Farm nicht gerecht wurde. Es war ein großes Anwesen mit einem schön gestalteten Garten. Die ältere Dame war auch hier zu einem Plausch aufgelegt und sie zeigt uns sogar noch den Privatbereich des Gartens.
22.07.2010
Am Morgen hatten wir recht wechselhaftes Wetter und wir ließen den Tag geruhsam angehen.Unser Tagesziel war Hardwick Hall. Es ist ein elisabethanischer Herrensitz und wird als einer der Besterhaltensten im Land bezeichnet. Es ist die Residenz von Elisabeth, Countess of Shrewsbury, gewesen. Sie gründete eine Dynastie, die über 500 Jahre zu den mächtigsten Familien in England gehörte. Übrigens war die Gute vier Mal verheiratet, denn Scheidung gab es ja in England bereits. Das ganze Schloss hat riesige Räume, die mit Gobelins und Wandbehängen voll waren. Schön war bei der Besichtigung, dass die netten Damen für die Besucher in authentische Kleider der elisabethanischen Zeit geschlüpft waren.
Bilder Hardwick Hall
23.07.2010
Oxford zu besichtigen stand bei uns von vornherein ganz oben auf unserer Wunschliste. So haben wir die Stadtbesichtigung heute in Angriff genommen. Das Wetter meinte es auch ganz gut mit uns. Den Innenstadtbereich mit all den wunderbaren Colleges kann man gut zu Fuß abarbeiten. Fast jedes offene College verlangt aber Eintritt für eine Besichtigung und da kann man ordentlich Geld lassen. Ein Teil war allerdings nicht geöffnet für Besucher. Die Stadt wimmelte auch nur so von Touristen und von Sprachschülern. Hier sind uns Deutsche das erste Mal in Scharen begegnet. Leider war bei der Christ Church ein extremer Besucherandrang. Hier wurden ja Szenen für die Harry Potter-Filme gedreht. Unser Parkticket hätte aber nicht mehr so lange ausgereicht und wirklich Lust uns dort anzustellen hatten wir auch nicht.
Bilder Oxford
24.07.2010
Was wir heute gesehen haben, war wirklich ausgesprochen prachtvoll. Waddesdon Manor ist nicht einfach nur ein Landsitz, sondern ein im Renaissance Stil erbautes Chateau. Der Bauherr war niemand anderes als Baron Ferdinand de Rothschild. Er hat sich den „kleinen“ Landsitz wirklich wie ein französisches Schloss erbauen lassen. Es sind 45 Räume zu besichtigen, die feinste französische Möbel und eine hervorragende Bildersammlung beinhalten. Man konnte die Bilder ganz nah betrachten, die man sonst in hochkarätigen Bildergalerie mit berühmtem Künstler nur in gebührenden Abstand betrachten kann. Im Haus wird die Geschichte der de Rothschilds ausführlich vorgestellt, was sehr interessant ist, da sie aus Frankfurt am Main aus der Judengasse stammen und sich ein Imperium im Kreditwesen geschaffen haben.
Bilder Waddesdon Manor
25.07.2010
Man merkt jetzt immer deutlicher, dass Sommerferien sind und überall unheimlich viele Touristen unterwegs sind. Da muss man durch, aber schöner und geruhsamer war es wirklich in der Vorsaison. Heute war unser Ziel Hughenden Manor. Es war das zu Hause einer wohl schillernden Persönlichkeit aus dem Victorianischen Zeitalter. Hier lebte Benjamin Disraeli, der Premier-Minister war unter Queen Victoria. Sie hatte eine sehr enge Bindung an diesen Premier- Minister und hat sogar privat 2-mal das Haus von Benjamin Disraeli besucht. Ausgestellt waren auch persönliche Geschenke der Queen an ihn und seine Frau. Interessant war, dass in dem Haus in den oberen Etagen über dem Museum wohl eine wohlhabende Dame ein Apartment seit vielen Jahren bewohnt und wir die Führung mit ihrem persönlichen Domestiken gemacht haben. Man stellt immer fest, man kommt dem Geldadel hier in UK deutlich näher als man es sich vorstellt.
Bilder Hughenden Manor
Am Nachmittag wurde es Zeit Richtung London aufzubrechen, denn wir brauchten ja einen Ausgangspunkt am Rande der Stadt um am nächsten Tag die Besichtigung zu starten. Den angepeilten Campingplatz haben wir zwar nach einer doch ganz schönen langen Fahrt durch die Vororte der Großstadt gefunden, wurden dann abgewiesen, da der Platz restlos voll war. Also sind wir noch ein Stückchen weiter außerhalb auf einen uns beschriebenen Ausweichplatz gefahren. Dort haben wir auch ein Plätzchen bekommen und der Platz war auch deutlich schöner.
26.07.2010
Am Morgen ging es mit Bus und Regionalzug in Londons City. Ganz ordentlich ist da die Anzahl der Leute, die als Pendler in die Stadt zum Arbeiten fahren. Unser Zug brachte uns zur Victoria Station, wo wir in Richtung Buckingham Palace aufbrachen. Schon von weitem konnten wir die Menschenmassen sehen, die sich davor versammelt hatten. Und als wir näher kamen ging der morgendliche Wachwechsel gerade los. So haben wir die Herren mit den Bärenfellmützen und die berittene Garde ganz nah gesehen. Da hatten wir gar nicht mit gerechnet. Man kann sogar einige Räume des Buckingham Palace besichtigen, aber das zu einem deftigen Preis. Die Queen hatte entschieden nach dem Feuer in Windsor Castle die teuren Reparaturen durch die Öffnung des Buckingham Palace zu finanzieren. Überhaupt sind die Eintrittspreise in London ganz schon gepfeffert.
Bilder Palace Garde
Dann spazierten wir durch den Green Park, wo man sich auch einfach zum Entspannen niederlassen kann und sich dazu einen Liegestuhl anmietet. Aber dafür hatten wir ja nicht wirklich Zeit. Von der U-Bahn Station Green Park haben wir schon mal die Tube bis zum Piccadilly Circus getestet. Man kommt mit der U-Bahn wirklich gut voran, in der sonst ziemlich verstopften City. Allein die Busse und Taxis reichen aus um den Verkehrskollaps zu verursachen.
Bilder Piccadilly Circus/ Bus
Weiter ging es in Richtung Nationalgallery und dem Trafalgar Square. Die Galerie kann man ohne Eintritt besuchen, aber das könnte man sich für einen Besuch aufsparen, wo nicht gerade die allermeisten Touristen London besuchen. Der riesige Trafalgar Square ist schon beeindruckend. Der Nationalheld Lord Nelson, hat ja für die gewonnene Schlacht bei Trafalgar gegen Napoleon, hier sein Denkmal bekommen. Unmittelbar in Richtung Süden schließt sich die Old Admiralität an, wo die Queen ja anlässlich ihres Geburtstages immer die große Parade abnimmt. Wie bekannt ist, geschieht das mit einer Verspätung von 2 Monaten jedes Jahr.
Bilder Trafalgar Square Old Admiralität
Auf der Whitehall Street kommt man bei den Hourse Guards vorbei. Man die armen Pferde stehen da ganz still in der Menge von Touristen und müssen sich genauso alles gefallen lassen wie die Gardesoldaten. Gleich nebenan ist Downing Street Nr. 10 wo der Premier-Minister wohnt. Die ganze Straße ist gut gesichert. Geht ja auch nicht, dass jeder mal an der Tür dort klingelt.
Bilder Hourse Guards Downing Street
Und dann schauten uns Big Ben und das Haus of Parlament genau an. Zur Begrüßung hat auch die große Glocke gleich sein Empfangsständchen von Händel gestartet. Die 1000 Räume und kilometerlangen Flure kann man sich bei der Größe des Hauses gut vorstellen. Übrigens sind im House of Lords (das Oberhaus) immer noch von den 730 Mitgliedern ganze 90 Erblords und –ladies. Nun die brauchen zumindest als Politiker nicht herumlügen um an die Macht zu kommen, die können sich gelassen zurück lehnen.
Bild House of Parlament/Big Ben
Die Westminster Brigde und das London Eye braucht man ja an sich nicht vorstellen. Das Eye ist wohl als einzige lukrative Sache aus dem Größenwahn der Milleniumfeier hervorgegangen, wie man schreibt.
Bild Westminster Bridge London Eye
Mit einem Schlenker über die Westminster Abbey haben wir uns dann wieder in die Tube hinab begeben und sind zum Tower von London und zur Tower Bridge gefahren. Nun die Kronjuwelen schienen alle Touristen auf einmal sehen zu wollen, also schwenkten wir zur Tower Bridge und haben uns die interessante Ausstellung zur Brücke angesehen. Von dem Weg in über 40 Meter Höhe zwischen den beiden Türmen hatte man einen fantastischen Blick über London. Langsam aber sicher waren wir dann ordentlich fußlahm geworden. Also sind wir langsam zur London Bridge gelaufen und konnten noch einen Blick auf den Zerstörer HMS Belfast aus dem 2. Weltkrieg werfen, welcher als Museum auf der Themse liegt. In einem der rappelvollen Vorortzüge haben wir uns dann wieder in Richtung Campingplatz gemacht und waren froh, dass wir einen Platz ergattert hatten.
Bilder Tower/ Towerbridge/ HMS Belfast
28.07.2010
Gestern haben wir uns einen langen Tag der Erholung gegönnt. Eigentlich wollten wir noch einkaufen gehen, da unsere Vorräte zu Ende gehen, aber es sollte nicht sein. Jeder Supermarkt hatte entweder nur ein Parkhaus oder Höhenbarrieren an den Zugängen oder aber war so voll, dass wir mit unserem kleinen Womo keine Chance hatten es abzustellen. So haben wir es eben sein lassen.
Heute war das Schloss Knole dran. Der Name stammt von dem deutschen Begriff „knoll“ (Hügel). Dem Anschein nach sieht es eher aus wie eine alte Fakultät und nicht wie ein Wohnhaus. Schon seit zwei Jahrhunderten wird den Besuchern das Schloss gezeigt mit seinen königlichen Stuartmöbeln und den Bildern. Im Park kann man seit Jahrhunderten schon die Hirsche beobachten. Das ist auch jetzt noch leicht, da sie sogar auf dem Parkplatz zwischen den Autos spazieren gehen.
Noch einen schönen Garten jetzt im Juli ansehen, dass wollten wir nicht verpassen. So sind wir nach Emmetts Garden in Kent aufgebrochen. Aber die Pracht des Frühjahres kann der Sommer nicht einholen. Auch ist der sonst so gepriesene englische Rasen leider auch recht verbrannt gewesen. Das es hier im Süden auch heiß gewesen sein könnte, haben wir wahrscheinlich verpasst.
Bilder Knole Emmetts Garden
29.07.2010
Die Rundreise durch Großbritannien und Irland endete hier wo sie begonnen wurde in Dover. Die Fähre hatten wir für heute Abend gebucht, doch vorher machten wir erst noch einmal eine ausführliche Wanderung entlang der White Cliffs zum Leuchtturm 3 Meilen nördlich von Dover. Bei herrlichem Wetter haben wir den Blick auf das Meer genossen und das letzte Mal die Vorteile des National Trust bei der Besichtigung des Leuchtturmes erleben können. Eine wieder überaus nette Führerin hat uns viel Interessantes über den Ärmelkanal berichtet und bei der Sicht konnte man gut bis Frankreich schauen. Dann hatten wir noch eine Weile dem regen Treiben im Hafen von Dover zugeschaut von unserem Parkplatz oberhalb der Klippen. Die Überfahrt war dann auch entsprechend ruhig verlaufen und wir suchten uns am Abend in Frankreich einen Übernachtungsplatz. So werden wir in den nächsten Tagen ganz gemütlich Richtung Heimat fahren, aber nichts überstürzen.
Bilder Leuchtturm und Hafen