Womoreisen von Gabi und Jens
Spaß an der Freiheit

Kalabrien & Apulien






07.03.2011

Es ist soweit, wir verlassen Sizilien. Wir fahren die letzten Kilometer auf der Insel bis nach Messina auf der Autobahn. Der Zustand der Fahrbahnen ist sehr schlecht und man muss unheimlich auf die Schlaglöcher aufpassen. Messina selbst mit seinen 244.000 Einwohnern ist eine chaotische Stadt, in der man wahrscheinlich immer im Stau steht. Touristisch hat Messina nicht wirklich viel zu bieten und so kämpfen wir uns durch den dichten Verkehr zum Fährhafen. Die Fähren fahren in sehr engen Takt über die schmalste Stelle der Meerenge. Wegen der starken Strömungen ist es sehr gefährlich hier zu schwimmen. Übrigens 1908 war die Verwerfung an dieser Stelle des Meeres für ein Erdbeben verantwortlich, dass 84.000 Menschen das Leben kostete. Die Küste senkte sich damals um einen halben Meter. Es gibt auch seit langem Pläne hier die längste Hängebrücke der Welt zu bauen. Sie besteht zumindest schon auf dem Reißbrett, ist aber gerade unter den Sizilianer sehr umstritten.Die Fährfahrt zum Festland ist recht ruhig verlaufen, was Jens sehr freut. Man muss ja gerade einmal knapp 30 min. auf dem Wasser aushalten. Und dann sind wir in Villa San Giovanni in Kalabrien angekommen.

Bilder Messina                                                                       Bild Fähre


 

Da es noch früher Nachmittag ist, fahren wir entlang der Küstenstraße Richtung Norden. Schnell merken wir, dass das Unwetter vor 8 Tagen hier doch ganz schöne Schäden durch Bergrutsche hinterlassen hat. Überall versucht man die Straßen wieder befahrbar zu machen und die Erdmassen wegzuräumen. Bis Scilla kommen wir auf der SS18 voran und können uns noch an dem Ort erfreuen. Die Häuser halten sich an dem Felsvorsprung regelrecht fest und das Kastell thront darüber. Am Ortsende ist ein Felsen, von dem es in den Mythen heißt, hier lebt ein sechsköpfiges Seeungeheuer (Skylla), das Seeleute ertränkt, die versuchen die Meerenge von Messina zu durchfahren. Schließlich kommen wir gar nicht mehr weiter und müssen auf der Autobahn ausweichen.

Bilder Scilla/Kastell                                                              Ende auf der Küstenstraße


 

Die Autobahn ist wohl eine Dauerbaustelle seit Jahren und man muss auch hier höllisch beim Fahren aufpassen, damit man die größten Schlaglöcher nicht mitnimmt. Wir suchen uns dann noch einen Platz für die Nacht an der Felsenküste.

08.03.2011

Die Nacht auf dem Monte San Elia bei Palmi war recht frisch. Der Aussichtsberg belohnt uns aber am Morgen mit einer herrlichen Sicht  und die genießen wir bei einem gemütlichen Frühstück.

Bilder vom Monte San Elia aus


 

Kalabrien ist zu 90% von Bergen bedeckt. Der Küstenstreifen hat aber wohl die schönsten Strände Italiens. In den Bergen ist es noch recht kühl, sie erheben sich immerhin bis zu 2000 m  und sind noch mit Schnee bedeckt. Auch werden sie als teilweise sehr unzugänglich beschrieben. Daher zieht es uns mehr an die schönen Strände. Aber erst einmal fahren wir weiter an der Westküste Kalabriens nach Pizzo. Hier wollen wir die Chiesa di Piedigrotta anschauen. Eine etwas andere Kirche, als man es sich im Allgemeinen vorstellt. Die Chiesa ist eigentlich eine unterirdische Höhle mit steinernen Statuen. Im 17. Jahrhundert wurden sie von neapolitanischen Schiffbrüchigen in den Tuffstein gegraben. Nach und nach haben verschiedene Bildhauer weitere Werke beigesteuert, bis dann die Grotte in eine Kirche umgewandelt wurde. Es sind bis heute neue Statuen hinzugekommen, z.B. die von J.F.Kennedy. Aber erst einmal ist das große Suchen des Objektes der Begierde angesagt. Die erste Runde durch die Stadt, natürlich nach Wunsch des Navis, durch die engen Gassen am Hang des Berges, ist noch nicht mit Erfolg gekrönt. Also gönnen wir uns erst einmal eine Mittagspause am Yachthafen und starten einen zweiten Versuch, nach der allgemeinen Siesta.

Bilder Pizzo Yachthafen                                                     trommelnder Kinder beim Carnevale


 

Und wir finden den Zugang zur Grotte. Sie befindet sich nur wenige Meter vom Meer entfernt am Hang und wir müssen unser Ticket oben beim kleinen Parkstreifen am Straßenrand in einer Bar kaufen. Dann machen wir uns mit Kamera und Fotoapparat ausgerüstet den Hang hinab. So stehen wir vor der kleinen Grotte und sie ist zu! Man kann zwar einen Blick durch das Gitter werfen, aber dafür haben wir eigentlich nicht bezahlt. Siesta ist eigentlich schon lange vorbei, das kann nicht der Grund für die Schließung sein. Aber es ist Faschingsdienstag, was wir schon am vielen Konfetti auf der Straße und den geschminkten Kindern bemerkten, und vielleicht hat der Schließdienstmann daher keine Lust heute zu öffnen. So machen wir uns wieder den Berg hinauf und fragen in der Bar nach. Aber eine wirkliche Antwort hat der Mann auch nicht und wir erhalten unser Geld zurück.

Bilder Chiesa di Piedigrotta


 

So können wir nur weiter ziehen und sind etwas enttäuscht. Wir suchen uns dann etwas weiter am Strand noch einen Parkplatz für die Nacht und genießen den herrlichen Sonnenuntergang mit dem Blick auf die Äolischen Inseln.

Bilder am Lungomare von Marina di Neco Terinese


 


10.03.2011

Am Morgen haben wir den Entschluss gefasst, auf die Ostseite von Kalabrien zu wechseln und uns nochmals für ein paar Tage auf einem Campingplatz niederzulassen. Die touristischen Sehenswürdigkeiten in Kalabrien sind um diese Jahreszeit einfach viel zu beschränkt und einfach nur herumzufahren ohne wirkliches Ziel ist auch nichts. So fahren wir einmal von West nach Ost durch Kalabrien und „erfreuen“ uns an den unendlichen Baustellen auch auf der gefahrenen Landstraße. Es macht einfach einen völlig unkoordinierten Eindruck bei den Baustellen, da auch nur bei jeder 4. sowieso etwas passiert. Man baut hier eben irgendwie anders. Landschaftlich sieht es auf jeden Fall recht interessant aus, auch wie die Orte sich an den Hängen verteilen.

Bilder unterwegs: es blüht schon

 

So kommen wir am Nachmittag  in Cantinella di Corigliano Calabro an und quartieren uns auf dem CP Onda Azzurra ein. Vorher suchen wir nochmals Lidl auf, denn man weiß nie wie die Versorgung am nächsten Schlafplatz so ist. Der Platz ist voll von Überwinterern, aber wir bekommen durch etwas Glück einen schönen Platz in der 1. Reihe zum Meer.


12.03.2011

Auf dem Campingplatz haben wir es uns gemütlich gemacht und die Sonne verwöhnt uns. Morgens können wir draußen gemütlich frühstücken und ein Strandspaziergang macht bei dem Wetter auch viel Spaß. Ansonsten vergeht der Tag genauso schnell mit nichts tun bzw. den täglichen Kleinigkeiten des Kochens, Waschens u.ä. Aber die Faulenzerei ist erst mal bald wieder vorbei. Wenn Barbara kommt, wollen wir ja wieder viel erkunden und in Apulien gibt es ja einiges zu sehen.

Bilder von den Faulenzern  / wir so nah am Meer



 17.03.2011

Wir haben uns von dem entspannten Leben auf dem Campingplatz verabschiedet. Es geht etwas in Richtung Norden bis Rocca Imperiale. Aber erst einmal füllen wir unsere Vorräte wieder auf, vor allem mit einer neuen 15 kg Stiege sehr süßer und saftiger Orangen. Der Ort selbst liegt auf einem kleinen Hügel und hat ein Castello, was aber nur eine Ruine ist. Unterhalb am Strand finden wir einen netten Übernachtungsplatz, auch wenn einige Hunde hier wieder ordentlich Krach machen.

Bild Castello Rocca Imperiale



19.03.2011

In Metaponte holen wir heute am Abend unsere Freundin Barbara vom Bahnhof ab. Sie wird mit uns eine Woche lang Apulien entdecken. Aber zuerst steuern wir in Metaponte einen Stellplatz an, der im Internet zu finden ist. Als wir ankommen haben wir den Eindruck, dass er gar nicht geöffnet hat, aber da empfängt uns ein netter älterer Herr und wir suchen uns in dem weitläufigen Areal ein Plätzchen. Wir sind auch die einzigen die sich hierher verirrt haben. Eigentlich dachten wir, dass es sehr ruhig sein wird auf dem Platz, aber gegen 18.00 Uhr geht die Musik los, ein Soundcheck. Also wird auf dem Gelände mit dem riesigen Partyzelt zum Samstag doch noch etwas passieren. Zur vorgerückten Stunde kommen dann scharenweise Tanzwütige und der Ball geht los. Als wir vom Bahnhof mit Barbara zurück kommen, steppt schon regelrecht der Bär. Es ist viel älteres Publikum dabei und man hat sich in Schale geworfen und genießt den Tanzabend. Die Größe und Ausstattung des Zeltes und da auch Essen serviert wird, erinnert sehr an die Tanzveranstaltungen in den Gasthöfen zu Hause. Auf jeden Fall wird sehr lange bis weit nach Mitternacht, zu alten Evergreens bis hin zum Tango, getanzt und gesungen. Die Veranstaltung findet wohl jeden Samstag statt und muss ein Geheimtipp sein, da der Stellplatz mit dem Zelt weit weg liegt von einer um dieser Jahreszeit bewohnten Region. Halt nur Ferienhäuser sind hier.

Bilder Stellplatz/ Strand Metaponte Lido



 

20.03.2011

Es ist Sonntagmorgen und wir lassen den Tag langsam angehen. Auf dem Plan steht für heute der Ort Matera, mit seinen Höhlenwohnungen -  den Sassi. Der Ort gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Die Höhlenbehausungen bestehen schon seit vorgeschichtlichen Zeiten und wurden in die Felsen der sogenannten Gravina geschlagen. Sie  erstrecken sich entlang der beiden kleinen Täler. In den letzten Jahrhunderten wurden die Sassi von der ärmsten Bevölkerung bewohnt. Es war ein reines Armenviertel der Bauern bis in die 50-er Jahr des letzten Jahrhunderts. Dann wurden die Menschen wegen der unhaltbaren Zustände in den Behausungen zwangsumgesiedelt, in Neubauten am Rande der Stadt. Auch ein Teil der Kirchen sind hier in die Felsen gesetzt. Im letzten Jahrzehnt wurde gerade der nördliche Teil der Sassi als Kulturerbe restauriert. In einem kleinen Museum haben wir eine detailgetreu wieder hergestellt Höhlenwohnung angesehen. Heute sind sogar zahlreiche dieser restaurierten Wohnungen wieder bewohnt. Auch wurden in den letzten 60 Jahren allein 30 Filme in Matera gedreht, was zeigt das es eine wirklich faszinierende Stadt ist, die etwas Besonderes darstellt.

Bilder Matera – Höhlenwohnungen der Sassi


 


21.03.2011

Die Nacht haben wir im Hafen in Gallipoli verbracht. Am Abend hatten wir bereits eine kleine Runde in dem netten Küstenort gedreht. Wie immer in Italien beginnt ja erst gegen 17.00 Uhr das Leben wieder zu pulsieren. Am Morgen hat es dann leider geregnet, was uns natürlich nicht vom Programm abhielt. So sind wir zuerst beim Fischmarkt vorbei gebummelt. Das war wieder sehr interessant, weil die Fischvarianten die zum Verkauf ausliegen enorm sind. Dann war noch die kleine verwinkelte Innenstadt mit dem Dom dran. Auch hat Gallipoli ein Highlight für Barbara zu bieten. Es gibt eine Apotheke, die bereits seit 1814 existiert und wunderschön ausgestattet ist.

Bilder Gallipoli

 
    

 

Als wir die Stadt verlassen haben, hörte es zum Glück auf zu Regnen und  in Galatina angekommen, lacht die Sonne wieder. Die kleine Stadt hat im Wesentlichen die Basilica di Santa Catarina d’Alessandria zu bieten. Im Inneren zeigen sich hier viele bunte Fresken, was einen völlig anderen Stil zu den vielen Barocken Kirchen in Italien darstellt. Bevor wir uns aber den Fresken gewidmet haben, waren wir noch auf einem Abstecher in einem kleinen Laden, wo man einheimischen Wein und Gemüse kaufen konnte. Da haben wir erst einmal zugeschlagen bei den selbst angebauten und gekelterten Wein und dem uns unbekanntem Gemüse. Abends haben wir gleich das Gemüse, was aussah wie kleine Bokkoliröschen mit zugehörigen größeren Gemüseblättern, getestet und es hat super geschmeckt. Wir haben das Rezept der italienischen Signora ausprobiert.

Bild Einkauf                                                   Fresken


      

Aber noch stand ein weiteres Thema auf der Abarbeitungsliste. Es war Lecce was wir ansteuerten. Ohne viel suchen haben wir ein Parkplatz direkt im Zentrum gefunden. Nach unserer Siesta haben wir das barocke Kleinod erkundet mit den Palästen und Kirchen, die aus dem weichen Sandstein der Region geschaffen wurden. Die Basilica di Santa Groce ist wirklich ein ganz herausragendes Werk, was eine dicht gestaltete Fassade aus Figuren von allen möglichen Tieren ziert. Ansonsten hat Lecce eine mondäne Einkaufsstraße, mit schon exquisiten Preisen und sie ist Universitätsstadt, was man an den vielen jungen Leuten leicht erkennt. Zum Übernachten sind wir allerdings noch weiter nach Brindisi gefahren. Am Fahrhafen war ein passender Parkplatz zu finden.

Bilder Lecce 



     
   

22.03.2011

Wir waren heute nicht gerade Langschläfer, da am Fährhafen bei Zeiten schon etwas los war. So steuerten wir auf unserem Weg zuerst den Ort Locorotondo an. Durch die Verlockung im Reiseführer zum Kauf einheimischen Weins, machten wir sofort Halt an der „Cantina del Locorodondo“. Da gibt es nichts zu essen, sondern es ist ein kleiner Betrieb, der die Weintrauben und  die Oliven der hiesigen Bauern ankauft, verarbeitet und als gutes rotes und weißes Tröpfchen weiter verkauft bzw. als Olivenöl. Man konnte das Angebot gleich vor Ort verkosten und zwischen verschieden Flaschen- bzw. Kartongrößen wählen. Der leckerste Wein war schnell gefunden und wir deckten uns ein. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in diesen Cantinas unschlagbar und die Italiener kaufen viel in diesem Direktverkauf.

Bilder Cantina

 
  

Der Ort Locorodondo wird bei den schönsten Dörfern Italiens mit aufgeführt. Die weißen Häuser leuchten schon von weitem und durch die kleinen Gassen lässt es sich herrlich bummeln. Vom kleinen Park im Ort kann man weit ins Land schauen. Man befindet sich bereits im Trulliland. Viele der kleinen Rundhäuser hatten wir auf den letzten Kilometern schon gesehen.

Bilder Locorotondo

 
  

Der touristische Hauptort im Trulliland ist Alberrobello. Da hier enorm viele Touristen halt machen, gibt es natürlich einen Stellplatz für Wohnmobile den wir als erstes ansteuerten. Dann machten wir uns auf den Weg den Ort zu besichtigen. Die Trullis gibt es an sich schon seit dem Beginn des 17. Jahrhundert, wo die ersten Trullis in Trockenbauweise errichtet wurden, um sie möglichst schnell wieder abreißen zu können, wenn die königlichen Kontrollen kamen. Es war nämlich verboten ohne die Zustimmung des Königs neue Siedlungen zu erbauen. In der Region war aber sehr fruchtbares Land und der örtliche Graf wollte gern die Bauern anlocken, damit der Grund und Boden bestellt wird. So hat man sich die Schnellbauhäuser ausgedacht. Im Wesentlichen läuft man im Ort herum, der mit ca. 1500 Häusern in Bienenkorbform eine dichte Masse dieser Behausungen hat. Man kann einzelne Trullis besichtigen, teilweise sogar noch genutzte von Privatpersonen oder man schaut sich das Trullimuseum im Ort an. Man kann natürlich auch in Trullibars, Trullishops gehen oder gar in Trulliwohnungen übernachten.

Bilder Alberrobello


                   

 23.03.2011

Die Nacht haben wir ruhig im Olivenhain bei den Trullihäusern verbracht und sind dann bis nach Castellana di Grotte gefahren. Gleich nach der Ankunft an der Touristenattraktion konnten wir uns einer Führung anschließen. Leider gab es sie nur in Italienisch, aber die Grotte selbst war sowieso auch ohne ausführliche Erläuterungen sehr imposant. Der Komplex der Grotten wurde 1938 entdeckt und es begann die Erforschung. Sie ist reich an Stalaktiten und Stalagmiten.  Ca. 1 Stunde braucht man für die kleinere Tour. Es folgen aneinander mehrere sehr große Höhlen, wobei die Größte 100 m hoch ist. Sie beinhalten unterschiedliche Gesteinsarten, deren Farben sehr verschieden leuchten. Die weiße Grotte besteht größtenteils aus weißem Alabaster.

Bilder Grotte


 
    

Nach dem erstaunlichen Andrang an Touristen hier, fuhren wir zu dem eher beschaulichen Castell del Monte. Schon von weitem kann man den Burgberg erkennen. Diesen achteckige Bau ließ Friedrich der II. im 13. Jahrhundert erbauen. Warum diese Burg erbaut wurde und welchem Zweck sie diente ist bei den Historienforschern sehr umstritten. Sie wurde nie wirklich benutzt, da keine Wehranlagen und keine Küchen vorhanden waren. Die acht achteckigen Türme geben der Anlage ein ungewöhnliches Aussehen. Die Burg wurde sehr schön restauriert, allerdings gibt es keine Inneneinrichtung. Zum Übernachten sind wir schließlich bis nach Salerno in der Nähe von Neapel noch gefahren.                           

Bilder Castell del Monte